29.08.2017

Inklusiver Fachtag des IFD Schwaben in Kempten

Bei einem inklusiven Fachtag des ifd Schwaben übersetzten Schriftdolmetscherinnen die Reden in Echtzeit in leicht verständliche Sprache. Foto: KJF/Katharina Waschke

Der Übergang von der Schule ins Berufsleben ist ein wichtiger und oft schwieriger Schritt im Leben eines Jugendlichen. Vor allem für Jugendliche mit Behinderungen kann diese Lebensphase zur großen Herausforderung werden. Der Integrationsfachdienst (ifd) Schwaben, der von der KJF Augsburg sowie verschiedenen schwäbischen Diakonischen Werken getragen wird, unterstützt nun bereits seit zehn Jahren Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen auf ihrem Weg in die Arbeitswelt. Auf der inklusiven Fachtagung „Übergänge meistern“ stellte der ifd in Kempten seine Arbeit in diesem Bereich vor, die unter dem Namen „Übergang Förderschule-Beruf“ läuft.

Die Tagung fand regen Zuspruch. Über 100 Zuhörerinnen und Zuhörer versammelten sich in einer großen Veranstaltungshalle des KJF Berufsbildungs- und Jugendhilfezentrum Sankt Georg im Kempten. Im Publikum saßen nicht nur Fachleute aus Bildung und Politik, sondern auch Jugendliche mit Einschränkungen, zum Beispiel mit Lernschwierigkeiten.

Da es den ifd-Mitarbeitern wichtig war, dass alle Teilnehmer den Reden folgen konnten, wurde erstmalig für eine solche Veranstaltung ein Team aus zwei Schriftdolmetscherinnen engagiert. Die Schriftdolmetscherinnen Daniela Eichmeyer und Marie Weber schrieben das Gesagte in leicht verständliche Sprache um. Dieser erschien fast zeitgleich auf einem großen Bildschirm. Die Schriftdolmetscherinnen wendeten bei ihrer Arbeit die Regeln der Leichten Sprache an. Zu einem Text in Leichter Sprache gehört jedoch immer die Prüfung durch Menschen mit Lernschwierigkeiten. Diese konnte während der Tagung nicht durchgeführt werden. Deshalb wird hier die Bezeichnung „leicht verständliche Sprache“ verwendet. Etliche Jugendliche im Publikum sagten, die Reden seien für sie unverständlich gewesen, dank der Texte in leicht verständlicher Sprache konnten sie den Inhalt des Gesagten dennoch gut verstehen.

Nach der Begrüßung durch Robert Neuhauser, Leiter des ifd Schwaben, sprach Ursula Lax, Stellvertreterin des Bezirkstagspräsidenten. Sie betonte, wie wichtig es sei, Jugendliche mit Behinderungen bei der Arbeitssuche zu unterstützen. Im Anschluss sprach die Regionalleiterin des Zentrums für Familie und Soziales in Mittelfranken, Karin Wirsching. Sie stellte die von ihr initierte und sehr erfolgreiche bayernweite „Gesamtmaßnahme Übergang Förderschule-Beruf“ vor, die flächendeckend für Schüler mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung angeboten wird. Ziel ist es, Jugendlichen aus Förderschulen die Möglichkeit zu geben, auch im allgemeinen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Bereits seit zehn Jahren arbeitet der ifd Schwaben für dieses Ziel. Während anfangs nur ein Prozent der Schülerinnen und Schüler aus Förderschulen den Sprung in den allgemeinen Arbeitsmarkt schafften, finden dank dieser Maßnahme heute sechs Prozent einen Arbeitsplatz im allgemeinen Arbeitsmarkt.

Der Soziologe Prof. Gerhard Christe vom Institut für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe Hamburg betonte in seiner Rede, dass ein gesamtgesellschaftlicher Wandel nötig sei, damit alle Jugendlichen gleiche Chancen hätten. Im Anschluss an die Reden folgten interaktive Workshops, bei denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ins Gespräch kamen. Unter anderem wurden Testverfahren zur Potentialanalyse vorgestellt, und ein junger Mann beschrieb seinen Weg aus der Förderschule in den Arbeitsmarkt. Am Ende des Fachtags las die Autorin Constanze Kobell ihre Zusammenfassung des Tages in leicht verständlicher Sprache vor. Diese Zusammenfassung, sowie die Vorträge im Original sind im Blog des ifd Schwaben nachzulesen: http://blog.ifd-schwaben.de/

Info: Im Rahmen unterschiedlicher Aufgaben berät der Integrationsfachdienst Schwaben Schulabgänger mit Behinderung beim Übergang ins Berufsleben ebenso wie berufstätige und arbeitslose Menschen mit Behinderung, die an ihren ursprünglichen Arbeitsplatz nicht mehr oder nicht mehr vollständig zurückkehren können. Ebenso werden auch die Arbeitgeber beraten und zum Beispiel über die Besonderheiten der jeweiligen Behinderung ihres Mitarbeiters und über Fördermöglichkeiten informiert. In Schwaben wird der Integrationsfachdienst in Kooperation von KJF Augsburg und den Diakonischen Werken Augsburg, Kempten, Donau-Ries und Neu-Ulm betrieben. Er arbeitet im Auftrag öffentlicher Leistungsträger, unter anderem des Integrationsamtes beim Zentrum Bayern Familie und Soziales (ZBFS) Region Schwaben, der Agentur für Arbeit und der Deutschen Rentenversicherung. Mehr Infos unter: www.ifd-schwaben.de