Für die Inklusion behinderter Menschen hat das Unternehmen Frankenraster den JobErfolg-Preis 2015 bekommen. Der Geschäftsführer Hans-Joachim Meinert ist selbst schwerbehindert.
In den Hochsicherheitshallen von Frankenraster türmen sich auf 120 Kilometern Lagerstrecke zigtausende Ordner voll vertraulicher Inhalte großer Unternehmen wie Bosch oder Liebherr. Die Firma mit Hauptsitz in Buchdorf im Landkreis Donau-Ries hat sich auf die Digitalisierung, Lagerung und Archivierung spezialisiert. Auch historische Dokumente von Kommunen und Bibliotheken werden nach strengen internationalen Informationssicherheitsnormen bei richtiger Luftfeuchtigkeit und Temperatur aufbewahrt.
Doch das Unternehmen genießt nicht nur fachlich einen guten Ruf – die Firma setzt auch verstärkt auf die Integration von Menschen mit Handicap. Im Moment sind etwa zehn Prozent der etwa 60 Mitarbeiter Menschen mit körperlicher oder psychischer Beeinträchtigung. Der bayerische Durchschnitt liegt nach Angaben des Geschäftsführers Hans-Joachim Meinert gerade einmal bei etwas mehr als zwei Prozent.
Jeder sechste Mitarbeiter ist körperlich oder psychisch beeinträchtigt
Für sein Engagement wurde das Unternehmen nun mit dem Integrationspreis „JobErfolg 2015 – Menschen mit Behinderung am Arbeitsplatz“ ausgezeichnet. Der Preis wird am heutigen Donnerstag von der bayerischen Wirtschaftsministerin Ilse Aigner, Landtagspräsidentin Barbara Stamm, Arbeitsministerin Emilia Müller und der Behindertenbeauftragten Irmgard Badura in Augsburg verliehen. Neben Frankenraster werden die Stadt München und eine Schreinerei aus der Oberpfalz geehrt.
Sensibilisiert für das Thema Behinderung ist Geschäftsführer Meinert, seit er sich vor 14 Jahren bei einem Motorradunfall schwerste Verletzungen an beiden Beinen zugezogen hat und seitdem selbst schwerbehindert ist. Deshalb hat er aus seiner Situation eine Chance für Menschen mit einem ähnlichen Schicksal gemacht: „Beim Neubau am Standort Buchdorf haben wir bereits darauf geachtet, das Gebäude behindertenfreundlich zu gestalten“, sagt Meinert.
Der Geschäftsführer ist seit einem Motorradunfall selbst schwerbehindert
Der Geschäftsführer weiß, wie wichtig ein gutes Arbeitsklima für ein Unternehmen ist. „Viele meiner Mitarbeiter sind besonders engagiert und ehrgeizig, weil sie eine Möglichkeit bekommen haben, ihr Können unter Beweis zu stellen“, sagt Meinert. Das sei auch gut so, schließlich müsse für ihn als Unternehmer vor allem die Leistung seiner Mitarbeiter stimmen. Meinert macht auch keinen Hehl daraus, dass die Fördergelder für Menschen mit Behinderung für ihn ein weiterer Anreiz sind.
Bei offenen Stellen steht Frankenraster in regem Kontakt mit dem Integrationsfachdienst in Donauwörth. Neben den festen Stellen biete die Firma auch etwa zehn Praktika pro Jahr an.
Nach einem Praktikum haben einige Mitarbeiter Anschluss im Unternehmen gefunden – so auch ein 36-jähriger Mitarbeiter, der nach einem abgebrochenen Maschinenbaustudium und diversen Gelegenheitsjobs als ungelernter Mechaniker nun seit einem Jahr bei Frankenraster beschäftigt ist. Der Mann arbeitet als Logistiker, Fahrer und übernimmt auch Hausmeistertätigkeiten. „Wenn ich mich hier überfordert fühle und deswegen gereizt bin, kann ich das meinen Kollegen sagen“, erzählt er. Das offene Arbeitsklima im Unternehmen schätzt der schüchterne Mann sehr.
Die größte Herausforderung für ein Unternehmen sieht Hans-Joachim Meinert im Umgang mit Stress: „Gerade auf Mitarbeiter, die psychische Probleme haben, oder bei Suchtkranken darf ich überhaupt keinen Druck ausüben.“ Er achte deshalb darauf, dass die Arbeitsabläufe und -anweisungen an die Bedürfnisse seiner Mitarbeiter angepasst sind.